Die Saison ist eröffnet

07.1999
R6-Cup

Die Saison ist eröffnet

Absoluter Supersport

Die brandneue Yamaha YZF-R6 sorgte gleich zu Saisonbeginn für Furore. Gleich neun Cup-Fahrer erzielten im Training Zelten, die zur Qualifikation in der Supersportklasse gereicht hätten. Udo Mark hatte das Potential der Cup-Maschine schon vor drei Wochen beim Einführungstraining aufgezeigt: Noch nie war eine Cup-Maschine so nahe an den Maschinen, die wir in der Weltmeisterschaft einsetzen“, erklärte der mittlerweile als Chef des Yamaha-WM-Teams erfolgreiche Supersport-Star.

Das Rennen begann mit einem Blitzstart von Phillip Ludwig. Doch in Runde Drei musste der kleine Mann aus Borna seine Siegeshoffnungen ebenso begraben, wie wenig später der Local Hero“ Jürgen Ochsendorf, dem ein Handbruch nun sechs Wochen Zwangspause beschert. Beide stürzten und machten damit den Weg frei zu einem letztlich souveränen Sieg des Polesetters Dirk Fritz aus Kertschütz. Der Thüringer avancierte damit zum absoluten Überflieger des Wochenendes.

Schon im Training hatte Fritz die Konkurrenz mit einer Fabelzeit geschockt: Es war ein Superwochenende. Ich habe schon damit gerechnet, vorne dabei zu sein, aber ganz vorne ... Die neue R6 ist perfekt. Es ist, als ob man das Motorrad in Japan für mich gebaut hätte. Auch die Reifen sehen nach 16 Runden noch sensationell gut aus. Da hat uns Dunlop in diesem Jahr ein Super-Set gegeben.“

Jarno Lang machte zwischenzeitlich mächtig Druck auf den Spitzenreiter, gab sich aber schließlich mit dem zweiten Platz zufrieden: Den Start habe ich leider verpennt. Ich habe dann alles probiert, aber der Dirk war heute nicht zu halten. Trotzdem, es war ein schöner Saisonauftakt, so kann es eigentlich weitergehen“, strahlte der erblondete Schweizer unter dem grellen Haarschopf.

Ralf Hilsenbeck (Ellwangen), der den kurzfristig frei gewordenen letzten Platz des auf 50 Teilnehmer begrenzten Cup-Feldes eingenommen hatte, wurde Dritter: Dank meines Händlers, Zweirad Teuchert, konnten wir das Motorrad in wenigen Tagen vorbereiten. Bei der ganzen Hektik war mit dem dritten Platz nicht unbedingt zu rechnen.

Nicht weniger jubelte Klaus Schulz über Platz Vier. Beim Einführungstraining musste er noch mit Gipsfuß zuschauen. Knapp drei Wochen später fuhr er ein bravouröses Rennen: Die Konzentration hat alle Schmerzen verdrängt. Ich konnte sogar zum Schluss noch zulegen. Absolut super!, freute sich der harte Kämpfer.

Dahinter nutzte Peter Sluka (Münster) eine kleine Schwäche von Knut Beinlich, um als Fünfter sein bislang bestes Resultat einzufahren. Beinlich dagegen schmollte: Heute wäre locker ein Podestplatz drin gewesen. Ich habe in den ersten zwei, drei Runden einfach zu lange gewartet, dann bin ich zwar gut vorgefahren, aber am Ende bekam ich einen Krampf im Unterarm. Dumm, das ist mir noch nie passiert“, erklärte die Cup-Institution aus Freienorla. Er absolviert bereits seine neunte Cup-Saison.

Für Michael Götz endete der Jubel über den ersten Podestplatz in tiefer Enttäuschung. Nachdem die Techniker bei der üblichen Nachprüfung eine Regelwidrigkeit festgestellt hatten, wurde der Hesse aus der Wertung ausgeschlossen. Im Yamaha-Cup zählt seit über zwei Jahrzehnten die Chancengleichheit. Deshalb führen wir strenge Kontrollen durch. Die Fahrer müssen sich im Klaren sein, dass wir konsequent durchgreifen“, erklärte Yamaha-Sportchef Hermann Oetting.

Ich denke, wir können uns auf eine spannende Cup-Saison freuen“, resümierte Koordinator Thomas Köhler nach dem ersten von sieben Rennen. Das nächste folgt schon in vierzehn Tagen auf dem Salzburgring. Dann wird die R6 wohl den nächsten Rundenrekord in Angriff nehmen.

Austria-Trophy 1999 am 22./23. Mai 1999 auf dem Salzburgring

Wechselbäder

An Dirk Fritz (Kertschütz) führte auch im zweiten Lauf um den Yamaha R6-Cup kein Weg vorbei. Der Auftaktsieger holte auf dem Salzburgring erneut volle Punktzahl und verteidigte souverän die Führung in der Gesamtwertung. Ich habe mir einfach eingeredet, es sei trocken“, verriet der Thüringer verschmitzt sein Erfolgsrezept, denn das Wetter bescherte den Cup-Piloten auf dem Salzburgring wahre Wechselbäder. Während im ersten Training die Sonne noch urlaubsreif strahlte, machte am Nachmittag der berühmte Salzburger Schnürlregen jede Hoffnung auf eine Zeitverbesserung zunichte.

Im Rennen sorgte dann eine mehr und mehr abtrocknende Strecke für erschwerte Bedingungen. Eine Situation, mit der Dirk Fritz offensichtlich am besten zurecht kam: Nachdem ich beim Start gleich gut dabei war, habe ich mir vorgenommen, als Spitzenreiter aus der ersten Runde zu kommen und das Tempo zu machen. Es war ein Superrennen, aber das ist wohl immer so, wenn es gut läuft, resümierte Fritz.

Bis zur Rennhalbzeit sah es aus, als könne Phillip Ludwig (Borna) den Cup-Leader noch einen Strich durch die Rechnung machen. Der kleine Sachse hatte den Kampf um die Trainingsbestzeit nur hauchdünn gegen Fritz verloren und war entschlossen, im Rennen endlich seinen ersten Sieg einzufahren: Vom Start weg sah es eigentlich ganz gut aus, doch nach der Hälfte der Distanz gelang es Dirk, ein paar Meter wegzufahren.

Diese halbnasse Strecke war wirklich sehr schwer einzuschätzen. Und durch die Nullnummer von Hockenheim stand ich natürlich unter Druck, keinen Fehler zu machen. Deshalb habe ich nicht die allerletzte Karte gezogen, gab sich Ludwig schließlich mit Platz Zwei zufrieden.

Ralf Hilsenbeck (Ellwangen) fuhr wie in Hockenheim auf den dritten Rang. Er beherzigte die Ratschläge der beiden erfolgreichen Yamaha-WM-Piloten Jörg Teuchert und Christian Kellner, die am Samstagabend als Gäste der Cup-Fahrerbesprechung mit Standing-Ovations empfangen worden waren: Jörg hat mir vor dem Rennen den Tip gegeben, die erste Schikane ganz außen anzufahren“, verriet der Schwabe.

Anfangs war ich an der Spitzengruppe dran, doch in der dritten Runde brachte mich ein heftiger Rutscher vorübergehend aus dem Konzept. Aber ich war jetzt in beiden Rennen auf dem Podest, bin Zweiter in der Gesamtwertung, und Teamchef Arnulf Teuchert ist zufrieden. Also passt es!

Auch Klaus Schulz mischte anfangs kräftig mit, kassierte allerdings wegen Frühstarts eine Zeitstrafe von 30 Sekunden. Ich hatte bei den vorhergehenden Rennen aufmerksam die Ampelschaltung studiert. Nach meiner Einschätzung bin ich korrekt losgefahren. Aber ich muss die Entscheidung akzeptieren, obwohl ich natürlich allzu gern auf dem Podest gestanden hätte“, ärgerte sich der Velener, der schließlich hinter Michael Götz (Hadamer) als Fünfter gewertet wurde.

Die erwarteten Windschattenschlachten fanden im Verfolgerfeld statt. Im ersten Pulk hatte der jüngere Schulz-Bruder Frank im Ziel die Nase vorn: Mein bestes Rennen. Das hat heute einfach tierisch Spaß gemacht“, schwärmte der Cup-Neuling von seinen hautnahen Fights mit den nachfolgenden Jarno Lang, Tom Hemmerlein und Christoph Drobe.

Nur drei Sekunden später spurtete das nächste Cup-Quintett mit Steve Mizera, Michael Solch, Jörg Stamm, Enrico Klügl und Günther Schelbert im Formationsflug über den Zielstrich. Schade, dass die Strecke immer mehr abgetrocknet ist. Ich hatte das ganze Wochenende über gehofft, endlich einmal ein Regenrennen zu fahren“, haderte Rainman“ Mizera (Dresden) mit dem Wetter.

Thomas Köhler durfte am Ende zufrieden Bilanz ziehen: Unsere Jungs haben erneut ihre Klasse unter Beweis gestellt. Nur drei Stürze bei diesen extrem schwierigen Bedingungen, und die sind erfreulicherweise alle glimpflich verlaufen, lobte Cup-Koordinator die Disziplin der Fahrer.