Steve fährt gegen großen Bruder

Mittwoch, 09.08.2000
Sächsische Zeitung

Von Alexander Hiller

Lola rannte, Steve fährt. Und fährt und fährt. Genau wie die Filmheldin aus dem deutschen Kinohit von 1999 sucht Steve Mizera drei Mal den Weg zum Ziel. Wofür die rote Lola nur 90 Minuten brauchte, benötigt der 25-jährige Dresdner jedoch vier Tage.

Aber dafür ist der Sachse ungleich flotter unterwegs. Auf seinem Zweirad-Untersatz. Der Ort seiner Jagd: Oschersleben. Im Rahmen der Speedweek mutet sich der Student für Wirtschaftsingenieurwesen ein wahres Mammutprogramm zu. Bevor er am Sonnabend (11 Uhr) in seiner angestammten Klasse, dem Yamaha-Shell-Advance-R6-Cup, um den Ring flitzt, wartet am Donnerstag ein Rennen der Supersport-B-Lizenz auf ihn.

Mizera: So eine Chance kommt nie wieder

Vor einiger Zeit sind die Leute an mich herangetreten und fragten mich, ob ich mal mitfahren möchte, erklärt Mizera. Er sagte zu. Da wusste er freilich noch nicht, dass eine viel größere Aufgabe auf ihn warten würde. Vor einer Woche meldete sich das Fast-Bee-Racing-Team um den mehrfachen tschechischen Meister Michael Bursa bei dem Dresdner. Sein Angebot: Mit Mizera und dessen Cup-Kollegen Philip Ludwig wolle er den 24-Stunden-Weltmeisterschaftslauf in Oschersleben bestreiten. Ich wollte mich unbedingt der Herausforderung stellen. So eine Chance kommt nie wieder, sagt Steve Mizera.

Beide Piloten waren dem Manager des WM-Teams vor drei Wochen bei einem Rennen der tschechischen Meisterschafts-Serie aufgefallen. Wir konnten dort mithalten, obwohl unsere Zweiräder nicht so leistungsstark waren wie die der Tschechen, erinnert sich der Dresdner. Mittlerweile haben wir uns von dem Schock erholt, sagt Mizera und grient zufrieden in sich rein.

Nun konzentriert sich der Sachse auf seine Rennen. Keine Angst davor, sich zu übernehmen? Na klar ist das ein bissei verrückt. Aber ich denke, dem bin ich gewachsen, erklärt er.

Auch finanziell lohnt sich die Plackerei. Wir müssen nichts zuzahlen. Andere Leute bringen richtig viel Geld mit, um sich in solch ein WM-Team einzukaufen, weiß der Dresdner zu berichten. In diese Kategorie dürften auch einige mehr oder weniger Prominente fallen.

So kann Steve Mizera überprüfen, ob hinter der Macho-Klappe von Big-Brother-Alex tatsächlich so etwas wie fahrerisches Können schlummert. Der Mann aus dem Container beredet nämlich nicht nur CDs, sondern nimmt für sich in Anspruch, auch ein Klasse-Motorrad-Pilot zu sein. Den werde ich schon wegkicken, verspricht der Dresdner. Ansonsten ist der 25-Jährige aber ganz froh über den Zustrom von Stars. Die ziehen allein durch ihre Anwesenheit das Augenmerk der Medien auf den Zweiradsport. Eurosport, Pro 7, RTL 2, zählt Mizera begeistert die anwesenden Fernsehsender auf.

Beim 24-Stunden-Spektakel ist jedes Team mit drei Fahrern bestückt, die sich jeweils im Stunden-Rhythmus abwechseln. Gefahre: i wird von Sonnabend 15 Uhr bis zum Sonntag 15 Uhr. Das Trio um den Tschechen Michael Bursa fährt auf den für Mizera ungewohnten Kawasaki-ZX-7RP-Maschinen. Die haben 70 PS mehr als meine Yamaha und gehen ab wie die Hölle. Aber man muss es ja nicht übertreiben. Wichtig ist nicht gewinnen, sondern ankommen, sagt Mizera. Und schließlich hat's Lola am Ende auch geschafft.