Erster WM-Sieg für Dresdner Rennpilot

Dienstag, 26.08.2014
Sächsische Zeitung

Von Alexander Hiller

Der Mann musste dringend duschen. Auch wenn der Geruch des Siegersekts bislang nicht allzu oft an ihm haftete. Steve Mizera spülte sich den süßlich-herben Geruch dennoch Sonntagmittag endlich vom ausgelaugten Körper.

Der Dresdner Rennpilot hatte bis weit in die Nacht hinein gefeiert. Ausgiebig und zu recht. Im reifen Rennfahrer-Alter von 39 Jahren feierte der Dresdner noch eine herausragende Premiere. Seinen ersten Sieg bei einem Rennen zur Langstrecken-Weltmeisterschaft.

Beim Acht-Stunden-Rennen in der Motorsport-Arena Oschersleben setzte sich das Team RS Speedbikes Racing Team mit den drei Piloten Lars Albrecht, Tobias Kollan und eben Steve Mizera in der Open-Klasse durch. Für Podiumsplätze hatte es in Mizeras langer WM-Karriere bisher schon gereicht, für ganz oben noch nicht.

SIEG!!! 8h WM Oschersleben. Yesü! Team RS-Speedbikes Klasse OPEN -Jungs und Mädels, ein fantastisches Team seid Ihr!!!“, postete Mizera euphorisch auf seiner Face- book-Seite. So ein erster Platz schmeckt schon besonders gut“, sagte der Dresdner. Zumal ausgerechnet ihm noch ein Malheur passierte.

Als die Regenwolken über der Strecke immer dichter wurden und sich letztlich über dem Rundkurs entluden, haben wir gleich entschieden, dass ich auf der Strecke bleibe“, sagt Mizera. Der gilt in der Szene als versierter, sicherer Regenfahrer. Dennoch rutschte ihm die BMW-Maschine (S1000RR) in einer Kurve weg, das 200-Kilo-Motorrad schlitterte ins Kiesbett, Mizera blieb darunter liegen. Allerdings verletzungsfrei.

Bis auf ein paar Schürfwunden. Ich war eigentlich nur klitschnass. Der Sturz war Pech. Dennoch war die Entscheidung richtig, dass ich weitergefahren bin.

Wir würden es immer wieder genauso machen“, sagt der 39-Jährige. Das glanzvolle Endergebnis gibt dem Team recht. Für das im sächsischen Bielatal ansässige Motor- sport-Team war es in der Open-Kategorie in Oschersleben der dritte Sieg in Folge - nach 2012 und 2013. Ein gutes Pflaster also.

Für Steve Mizera wird es aller Voraussicht nach der erste und letzte WM-Auftritt in dieser Saison gewesen sein. Denn Ende April hatte er sich bei einem Trainingssturz eine komplizierte Schulterverletzung zugezogen, die Mizera sogar um die gesamte Saison hangen ließ. Aber Oschersleben wollte ich unbedingt packen. Und das habe ich. Aber jetzt muss sich mein Körper erholen“, betont er. Deshalb wird das traditionsreiche 24-Stunden-Rennen in Le Mans Ende September ohne den selbstständigen Handelsunternehmer stattfinden. Das schaffe ich noch nicht“, sagt Mizera.

Und so wird das RS Speedbikes Racing Team auch ohne den 39-Jährigen zum Abschluss der Langstrecken-WM ein ähnlich beeindruckendes Paket schnüren wie für den Heim- Grand-Prix in Oschersleben. 160 Reifen, 500 Kilogramm Essen und Trinken, vier Rennmaschinen, 1000 Liter Benzin brachten die Pimaer in ihrem Truck unter.

Das sollte für sechs Rennpiloten - das zweite Team startete in der sportlich hochwertigeren EWC-Klasse und holte dort die ersten WM-Punkte - sowie eine 40-köpfige Crew reichen. Da haben vom Ersten bis zum Letzten wirklich alle famose Arbeit geleistet“, sagte Steve Mizera.

Der will auch wegen dieser einmaligen Erfahrung nicht sofort entscheiden, ob er im nächsten Jahr wieder bei der RS-Mannschaft anheuert oder den Rennsport ganz ad acta legt. Wenn ich will, kann ich da sicher noch ein Jahr dranhängen“, lässt sich Mizera alle Optionen offen. Vielleicht will er noch einmal nach Siegersekt duften.