Steve Mizera auf den Spuren von Raudies

Sonntag, 03.05.1998
Sächsische Zeitung

Seit zwei Jahrzehnten gilt der Yamaha-Thunder-Cup als einer der Talentschuppen des deutschen Motorradrennsports. Stars wie Martin Wimmer – der sich 1978 auf einer Yamaha XS 400 als Erster in die Siegerliste der Serie eintrug - Dirk Raudies oder die Superbike-Cracks Jochen Schmid und Udo Mark haben in dieser Klasse ihre ersten Rennrunden gedreht. In der 21. Saison versucht der Dresdner Steve Mizera, sich über gute Leistungen für eine höhere Aufgabe zu empfehlen.

Von Christian Kluge

In dieser Woche steht für den 22jährigen Steve Mizera die Reparatur seines Rennmotorrades im Mittelpunkt. Ich bin am Pfingstwochenende beim Rennen auf dem Salzburgring in der vorletzten Runde gestürzt. Rund 1 000 Mark Schaden, erzählt der Dresdner. Dabei hatte in Österreich alles recht gut begonnen.

Vom 26. Startplatz fuhr der Neueinsteiger bis auf Platz neun nach vorn, bis in einer Kurve das Vorderrad seiner Rennmaschine wegrutschte und Steve sich nach mehreren Überschlägen im Kiesbett wiederfand. Daß er auf dem Motorrad mehr kann, hatte der Dresdner jedoch schon am ersten Maiwochenende in Hockenheim bewiesen. Vom 25. Startplatz kam Steve bis auf Platz elf nach vorn und holte damit neben einer Prämie von 150 Mark auch noch fünf Punkte in der Cupwertung.

Im Yamaha-Thunder-Cup kommt es nur auf das fahrerische Können an, sagt Steve. Alle Fahrer gehen mit dem Basismodell YZF 600 R Thundercat an den Start - ein 103-PS-Motorrad mit einer Höchstgeschwindigkeit von 235 km/h. Wir legen allergrößten Wert darauf, daß alle Fahrer beim Material gleiche Voraussetzungen haben, erläutert Cup- Koordinator Martin Meßmer. Der fahrerisch Beste soll gewinnen.

1997 bester Neuling bei der tschechischen Supersport-Meisterschaft

Im Vorjahr war Steve Mizera, der in Bautzen Wirtschaftsingenieurwesen studiert, noch in der Tschechischen Meisterschaft in der Klasse Supersport 600 auf einer Honda CBR unterwegs. Am Saisonende war er 16. der Gesamtwertung und damit der beste Neuling 1997 in dieser Serie.

Die meisten Strecken in der diesjährigen Cup-Serie sind für mich daher absolutes Neuland. Meine Zielsetzung ist aber immer ein Platz im vorderen Mittelfeld. 1999 möchte ich dann unter die ersten Fünf kommen. Unterstützt wird der 22jährige dabei von seinem Hauptsponsor, der Firma Motorrad Geyer aus Lehndorf bei Zwickau, und seinem Schrauber Udo Reichmann, der früher selbst Rennen gefahren ist und heute in Kesselsdorf sein Geschäft Zweirad Reichmann betreibt.

Trotz der überschaubaren Kosten im Yamaha-Thunder-Cup ist Mizera noch auf der Suche nach weiteren Sponsoren. Immerhin wird man als Neueinsteiger bei Plazierungen unter den ersten Zehn schon stark beobachtet, weiß der Dresdner. Den ersten drei der Cup-Gesamtwertung winkt sogar ein Fördervertrag von Yamaha. Ich muß in den nächsten zwei bis drei Jahren versuchen, so gut zu werden, daß ich vom Motorradrennsport leben kann.

Sonst kann ich das ganze nur noch als Hobby neben meinem Beruf betreiben. Denn von den Preisgeldern für die besten des Yamaha Cups - 3 300 Mark pro Rennen insgesamt und 22 500 Mark nach Abschluß der Saison - kann keiner der Nachwuchsfahrer leben. So steigen die besten in andere Klassen auf, so zum Beispiel der 1997er Yamaha-Cup-Sieger Rico Penzkofer in die Supersportklasse, wo er beim Team von Yamaha-Laaks einen Vertrag erhielt.