Der rasende Steve

15.02.1999
Blitz! Dresden

Ein Student und sein Motorrad:
Der rasende Steve

Mit 18 habe ich meinen ganz normalen Führerschein gemacht und bin auch gern mit dem Auto herumgefahren. Dann kaufte ich mir ohne größere Hintergedanken ein Motorrad... Zugegeben: Ich interessierte mich seit meiner Kindheit für Rennsport, Autorennen, Motorradrennen und so weiter. Ich fand es immer sehr spannend zuzuschauen, sowohl im Fernsehen als auch live vor Ort. Aber daß ich selbst einmal so etwas machen würde, hätte ich nie gedacht. Es sah einfach zu gefährlich aus. Durch puren Zufall nahm mich eines Tages ein Freund mit auf eine Rennstrecke.

Das war vielleicht ein Erlebnis! Ich dachte nur: Geil! Wir fuhren herum, so ganz ohne Gegenverkehr, ohne störende Bäume oder ähnliches. Es ging immer nur geradeaus, Grenzen austesten. Auf einmal bemerkte ich, wie schnell ich doch fahren konnte, ohne große Angst zu haben. Von diesem Erlebnis beeindruckt, kaufte ich ein reines Rennmotorrad und nahm 1997 an der offenen tschechischen Supersport-600-Meisterschaft teil. Diese bestand aus sechs Rennen, meine beste Platzierung war der 7. Platz.

Da ich so viel Spaß dabei hatte, widmete ich mich der Sache ernsthaft und beschloß, als bester Neueinsteiger von nun an professioneller weiter zu machen. Das hieß zuallererst, Sponsoren aufzutreiben. Nach einigen Bemühungen kam ich auf ein Budget von 30.000 DM und war 1998 bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft dabei. Ein Nachwuchs-Cup, bei dem jeder über 18 mitfahren kann. 50 Fahrer bestreiten nach einem Auswahltraining den eigentlichen Wettbewerb - sieben Rennen in Europa.

Ich beendete das Ganze auf Platz 22, beste Plazierung war Rang 1 1. Geplant war, unter die ersten 1 5 zu kommen, aber, wie das Schicksal manchmal so spielt, stürzte ich dreimal, und das Motorrad war beinahe ein Schrotthaufen. Da uns Yamaha unterstützt, müssen wir uns zum Glück keine größeren Sorgen machen. Unser kleines Team, sechs Mann, reist lediglich mit Werkzeug und einem Transporter an.

Yamaha stellt uns im Falle eines Unfalls neue Teile zur Verfügung.Die Kosten werden dann am Ende des Jahres verrechnet. Die Rennen selbst finden immer an Wochenenden statt.Freitags gibt es ein freies Training, um alles noch einmal zu überprüfen, samstags dann findet ein gezeitetes Training statt, um die Startpositionen festzulegen, und am Sonntag schließlich geht es um die Wurst. Es gibt Preisgelder für die ersten 15 und Punkte, die drei Besten steigen zum Saisonende in die nächsthöhere Klasse auf.

Für die Wettkämpfe halte ich mich mit konventionellem Sport fit, fahre gern auf meinem Bike und im Winter macht es Spaß, den Skihang herunter zu düsen. Der Motorsport ist inzwischen mein absolutes Hobby, in das ich fast meine ganze Freizeit investiere. Allerdings möchte ich mir trotz allem ein Standbein bewahren und studiere darum im Moment an der Berufsakademie. Denn Profirennfahrer werde ich wohl nicht - das kostet dann doch zuviel Zeit und Geld.

Notiert von Claudia Graupner