Hoffen auf Regen

Samstag, 22.05.1999
Sächsische Zeitung

Von Alexander Hiller

Steve Mizera gibt sich bissig. Im Training spüre ich, daß Potential da ist. In dieser Saison möchte ich auch mal aufs Treppchen. Der 23jährige startet im Yamaha-R6-Cup, die höchstdotierteste Motorrad-Nachwuchsserie Deutschlands.

Das erste Rennen der Saison hat Mizera schon hinter sich gebracht, auf dem Hockenheimring belegte er den 13. Platz (3 Punkte). Am Sonntag will der ehrgeizige Student für Wirtschafts-Wissenschaften auf dem Salzburgring schon weiter vorn mitmischen. Wir haben in diesem Jahr ein gutes Paket zusammen, meint Mizera.

Neuer Untersatz gibt Mizera Selbstvertrauen

Sein neues Gefährt trägt ihn mit 15 Pferdestärken mehr als der Untersatz des Vorjahres über die Rennstrecken, außerdem ist die Yamaha nunmehr 20 Kilogramm leichter. Auch von dem Wechsel von Michelin- auf Dunlop-Reifen erhofft er sich einen Qualitätsschub. Der Mechaniker und mein Teamchef André Krämer bereiten das Motorrad optimal vor, ich brauche mich da um nichts mehr zu kümmern, sagt Mizera. Nur an sich selbst krittelt Steve Mizera noch herum. Ich fahre noch zu oft mit Gehirn. Die anderen fahren bedingungsloser, so nach dem Motto: Pokal oder Hospital. Ich bin da noch etwas berechnender. Ich muß einfach noch härter fahren, fordert sich Mizera.

Doch auch hier scheint Besserung in Sicht. Mizera versteht es in dieser Saison besser, sein Studium und den Motorsport in Einklang zu bringen und dadurch das Training zu intensivieren. Das Team um Mizera nimmt dem Dresdner Arbeiten wie Fahrwerksabstimmungen ab, die er im Vorjahr noch selbst erledigte.

Ich fahre nicht des Geldes wegen. Ich bin einer der fitesten in dem etwa 50 Fahrer umfassenden Cup. Und solange ich sehe, daß bei mir die Entwicklung vorangeht, dann werde ich auch weiterfahren, sagt Mizera, der nach seiner Pilotenkarriere mal im Managment eines Rennstalls arbeiten möchte. Knapp 500 Mark Siegprämie kassiert der Sieger eines Rennens. Mizera hat noch sieben Gelegenheiten in den Genuß einer solchen Vergütung zu kommen.

Dabei hofft der Sachse bei jedem Rennen auf den Regengott. Wenn es regnet, bin ich richtig begeistert.

Das kommt meinem sauberen Fahrstil unheimlich entgegen, sagt Mizera. Inzwischen hat er durch sein intensiviertes Training auch ein Sturzerlebnis aus dem Vorjahr verarbeitet, daß ihm damals unheimlich zu schaffen machte. Das Mehr an Übung macht mich cool. Stürze ich jetzt, vergesse ich das einfach, erklärt Mizera selbstbewußt. Da kommt ihm auch entgegen, daß er sich um maschinelle Schäden keinerlei Sorgen zu machen braucht. Er hat ein Herz für den Motorsport. Der Teamchef hängt sich da wirklich richtig rein, sagt Mizera über seinen Chef Andre Krämer. Schon in Salzburg kann der Rennfahrer beweisen, daß er seinem Boss in nichts nachsteht.