Ein Fall für zwei

24.09.2000
R6-Cup

Ein Fall für zwei
IDM-Saisonfinale vom 22.-24.09.2000 auf dem Hockenheimring

Der Sieger im YAMAHA-Shell-Advance R6-Cup 2000 heisst Philipp Ludwig. Dem fürs Team Kematherm Borna Romero startenden Sachsen reichte ein zweiter Platz beim Saisonfinale, um sich den ersten Titel des neuen Jahrtausends zu sichern. Günther Knobloch (Graz) konnte zwar in Hockenheim durch seinen zweiten Saisonsieg mit 131 Punkten gleichziehen, da aber in diesem Fall die Anzahl der Siege den Ausschlag gibt, ist Ludwig dank seiner drei Erfolge der neue Titelträger.

Es war ein Finale, das an Spannung und Dramatik schwer zu überbieten war. Die Konstellation vor dem Rennen war klar: Knobloch musste unbedingt gewinnen, Ludwig reichte ein zweiter Platz. Der Tabellenführer übernahm vom Start weg die Führung, der Trainingsschnellste Knobloch war zunächst nur Vierter, doch dann machte der Österreicher mächtig Druck. In Runde sechs tauchte seine Nummer 7 erstmals an der Spitze auf. Knobloch: Ich bin voll auf Angriff gefahren. Gleichzeitig hoffte ich, dass Klaus hinter mir, das Tempo mitgehen und zwischen Phil und mich fahren kann.

Tatsächlich bremste sich Klaus Schulz in Runde sieben eingangs der Sachskurve an Ludwig vorbei auf Rang zwei, doch in der nächsten Runde stürzte der Velener: Das Überholmanöver warfair, denn ich wollte auf keinen Fall einen der Titelkandidaten gefährden, andererseits machte ich mir Hoffnungen, zum Saisonabschluss noch einen Sieg zu landen.

Nun war Ludwig wieder auf Titelkurs: Als Knobi durch war, wollte ich eigentlich dran bleiben, merkte aber bald, dass dies heute - wenn überhaupt - nur mit sehr viel Risiko möglich war. Da ich die Punktesituation genau kannte, habe ich mich fortan darauf konzentriert, meine Linie durchzuziehen. Jetzt bin ich natürlich überglücklich. Ein Riesenkompliment an meine Crew, die das ganze Jahr einen Superjob gemacht hat, jubelte Ludwig, der der sächsischen Talentschmide Bike-Promotion nach Rico Penzkofer, Roger Mäher und Dirk Fritz den vierten Cup-Sieger in Folge bescherte und nun den Aufstieg in die Supersport-IDM plant.

'Knobi' fühlte sich zurecht nicht als Verlierer: Als ich merkte, dass Klaus raus war, bin ich einfach voll auf Zug gefahren. In der Schlussphase haben die Bremsen nachgelassen und ich bekam Unterarmkrämpfe. Glaub mir, ich habe jede Minute bereut, die ich nicht im Fitnessstudio war. Aber trotz allem: wir sind zufrieden und wenn meine Karriere ähnlich erfolgreich weiterläuft wie die meines Junior-Teamchefs, kann ich gut damit leben. Denn der heisst Jörg Teuchert und beendete seine Yamaha-Cup-Saison vor sechs Jahren mit exakt dem gleichen Ergebnis. Der heutige Supersport-Star wurde 1994 ebenfalls punktgleich Zweiter, und auch damals waren zwei gegen drei Siege ausschlaggebend.

Hinter den beiden fuhr Peter Sluka (Münster) fuhr vor den Augen seines Teamchefs Karl Emonts als Dritter erstmals aufs Podest: Für mich war's ein super Rennen. Ich habe auch noch versucht, Phil zu überholen, wollte aber nicht riskieren, einen der Titelaspiranten von der Strecke zu rempeln. Auch Rico Löwe (Geising) strahlte im Ziel, nachdem er als Vierter in der Gesamtwertung noch auf Rang sieben geklettert war. Im Training war's verdammt eng, nur eine Sekunde von Platz drei bis zwanzig, deshalb war ich fürs Rennen optimistisch. Für mich könnte die Saison ruhig noch weitergehen.

Frank, der zweite der Schulz-Brüder bejubelte Rang fünf wie einen Sieg: Mein bestes Rennen. Schade, dass Klaus gestürzt ist, sonst wäre das Familienfest perfekt. Steve Mizera machte seinem Ruf als Blitzstarter wieder einmal alle Ehre. Nach einem verkorksten Training stürmte der Dresdner vom zwanzigsten Startplatz noch auf Rang sechs: Ich habe bei der Nationalhymne des vorherigen Rennens gedacht: das kannst du auch. Das gab mir den Biss.

Yamaha-Sportchef Hermann Oetting konnte zufrieden Bilanz ziehen: Einen Jahrgang mit solch einer Leistungsdichte gab es schon lange nicht mehr. Hier können einige Jungs ihren Weg machen.