29.06.2001
Sächsische Zeitung
Der hat ’nen Knall“
Steve Mizera fährt mit angeknackstem Unterarm auf dem Nürburgring
Von Alexander Hiller
Eerste Diagnose: Der hat 'nen Knall. Ja, rundum sagen das alle, sagt Steve Mizera und feixt. Der Zweirad-Pilot aus Dresden geht am Sonnabend beim dritten Lauf des Yamaha-Shell-Advance-Cups mit einem gebrochenen linken Unterarm an den Start.
Die doppelte Ypsilon-Fraktur hatte sich der 25-Jährige bei einem Sturz in der Supersportklasse (als Gastfahrer) vor zwölf Tagen auf dem Hockenheimring zugezogen. Der Bruch ging schräg durch die Speiche, erklärt Mizera. Das Hinterrad brach bei einer Geschwindigkeit von 210 Stundenkilometern aus. Die schmerzhafte Folge: eine leichte Gehirnerschütterung und ebenjener Bruch.
Der Arm lag kurz in Gips, mittlerweile war Mizera schon wieder joggen und schwimmen, der Gips ist runter. Ich habe viele Vitamine und knochenstärkende Präparate zu mir genommen. Das hat schon ganz gut angeschlagen, meint er. Der Bruch ist aber noch nicht ausgeheilt. Vier bis sechs Wochen, sagt man, dauere das im Normalfall.
Gestern ließ sich der Dresdner bei einem Spezialisten in Mönchengladbaeh eine Art künstliches Übergelenk anfertigen. Das soll sich wie eine zweite Haut anfühlen, sagt Mizera. Die Manschette soll den kaum verheilten Bruch stützen. Ich werde mir vor dem heutigen freien Training auch Schmerzspritzen geben lassen, sagt der Pilot.
Die Eile Mizeras hört sich nach Leichtsinn an. Die Leute im Rennfahrerlager verstehen mich alle, meint Mizera. Der Sachse liegt in der Gesamtwertung des Nachwuchs-Cups immerhin an zweiter Stelle. Und der Mann will in seinem vierten Cup-Jahr den Platz ganz oben auf dem Treppchen.
Dafür riskiert er sehr viel. Ganz klar, wenn ich jetzt auf Platz 15 läge, würde ich das auch nicht tun, stellt der Dresdner klar. Das Risiko lässt sich allerdings nur schwer kalkulieren. Ich hoffe, dass ich es minimieren kann. Ich darf natürlich nicht wieder drauf stürzen, ist sich der ehrgeizige Fahrer im Klaren.
Im Rausch der Geschwindigkeit fährt Mizera auf einem ganz schmalen Grat zwischen Ehrgeiz und Vernunft. Ich werde erst beim Training merken, was das für ein Gefühl ist. Das vermag ich noch nicht einzuschätzen.