Schnelles Geschäft: Kündigung per SMS

02.08.2002
Sächsische Zeitung

Schnelles Geschäft: Kündigung per SMS
Steve Mizera fährt dennoch die Saison zu Ende / Herzens-Sache: 24-Stunden-Rennen

Von Alexander Hiller

Das Motorrennsport-Geschäft ist ein rasend schnelles. Manchmal sogar ein windiges, wie der Dresdner Zweirad-Pilot Steve Mizera erst dieser Tage wieder erfahren musste.

Der Sachse, der die Internationale Deutsche Meisterschaft in der Supersportklasse mitfährt, war am letzten Sonntag gefeuert worden. Sein Honda-Rennstall Mo-Aral-Honda-Dippold-Racing wollte den 25-Jährigen nicht mehr in seinen Reihen wissen. Team-Chef Reinhold Dippold schickte mir die Nachricht per SMS auf mein Handy, berichtet Steve Mizera.

Schon seit längerem schwelen zwischen dem Piloten und seinem Team-Chef diverse Differenzen. Das von Mizera eigenständig bewerkstelligte Engagement beim 24-Stunden-WM-Rennen von Oschersleben (10./II. August) war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Dabei war es vor der Saison klar, dass ich mich um einen 24-Stunden-WM-Lauf kümmere, weil mein Team keine solche Pläne hegte, sagt der diplomierte Wirtschaftsingenieur.

Nun wollte sein Team-Chef nichts mehr von der mündlichen Abmachung wissen. Hintergrund des Ärgers: Mizera startet in Oschersleben für Hondas Marken-Kontrahenten Suzuki. Das war auch Grund-Tenor der Kündigungs-SMS. Der Wortlaut lief darauf hinaus, dass ich mich ja nun von Honda losgesagt habe und nun deshalb nicht mehr erwünscht sei. Von einem Wechsel war nie die Rede, sagt Mizera.

Das Tuch ist nun endgültig zerrissen

Nun erreichte den Sachsen am Mittwoch erneut eine SMS seines Chefs: Sorry, fahren die Saison zu Ende. Reinhard. Kündigung, Rücknahme der Kündigung: Das geht auch deshalb so einfach, weil es vor der Saison eine Einigung per Handschlag gegeben hat, kein schriftlicher Vertrag existiert. Klar, dass Mizera über diese sprunghafte Entwicklung nicht eben glücklich ist. Das letzte Tuch ist zerrissen. Ich bin menschlich sehr enttäuscht.

Ab jetzt fahre ich nur noch für mich. Ein Teamchef muss offen sein, für alle Probleme seiner Fahrer. Das war aber nicht der Fall, sagt Mizera. Am Sonntag in Schleiz fährt er also genauso noch unter der Flagge seines Teams, wie die ausstehenden DM-Läufe auf dem Nürburgring (17./18. August), in Oschersleben (14./15. September) und auf dem Hockenheimring (28./29. September).

Aber für eine weitergehende Zusammenarbeit sieht Steve Mizera keinen Nährboden. Das kommt für mich nicht in Frage. Dazu ist das Team auch zu unorganisiert, klagt er. Dass er in Schleiz durchaus konkurrenzfähig sein kann, hofft Mizera nach seinem Auftritt bei der tschechischen Supersport-Meisterschaft. Dort wurde er vor zwei Wochen in Most Siebenter.

Ansonsten kurbelt der Hobby-Snowboarder derzeit an seinem Herzensprojekt: dem 24-Stunden-WM-Rennen von Oschersleben. Als Koordinator des Dreigestirns Udo Reichmann (Kesselsdorf), Thomas Hübner (Spremberg) und Mizera schaffte er es in den letzten drei Wochen, immerhin ein 45 000-Euro-Budget auf die Beine zu stellen. Das ging alles über regionale Sponsoren. Darauf bin ich schon stolz, sagt Mizera frohen Mutes. So schnell ist Motorsport.