Interview Steve Mizera

03.2005
Port01

Interview Steve Mizera

Hallo Steve, Glückwunsch erst mal von unserer Seite für deinen ersten Profivertrag, bist du selbst überrascht?

Nein, nicht ganz. Gehofft darauf habe ich schon seit Mitte vergangenen Jahres. In dem Schweizerisch/Englischen-WM-Team hatte sich ein Stammfahrer verletzt. Dank eines deutschen Vermittlers wurde ich eingesetzt. Und ich war auf Anhieb schneller als die Stammpiloten.

Bedeutet das, du kamst wie Phönix aus der Asche?

Na, nicht ganz. Meine motorsportliche Kariere begann schon im Jahre 1997 mit der Internationalen Tschechischen Meisterschaft. Danach habe ich bis heute viele Erfahrungen und Podestplätze in der Internationalen Deutschen Meisterschaft (IDM) gesammelt. (Anm. der Red.: Steve war zweimal Deutscher Vizemeister 2001/2003)

Wenn du 1997 dein erstes Rennen bestritten hast, warst du zu diesem Zeitpunkt 21 Jahre alt. Da hast du aber spät angefangen, sollte man nicht als kleiner Steppke schon Motorrad fahren?

Richtig, aber ich bin nicht den klassischen Weg gegangen. Was viele nicht wissen, ich komme aus dem alpinen Skizirkus. War dort in den Disziplinen Slalom und Riesenslalom unterwegs. Mein motorsportliches Talent blieb bis dahin unentdeckt. Aber noch heute helfen mir die harten Trainingsmethoden der Leistungssportzentren in der ehemaligen DDR. Denn an Kondition und Durchhaltevermögen mangelt es mir nicht.

Was steckt denn eigentlich hinter dieser Langstrecken WM?

Die Langstrecken WM besteht, wie andere Rennserien auch, aus verschiedenen Läufen rund um den Globus verteilt. Wir sind drei feste Fahrer in einem Team auf einem Motorrad. Jeder fährt abwechselnd rund eine Stunde am Stück seinen Turn. Das kürzeste Rennen beträgt drei Stunden, eine Art Sprintrennen und das längste 24 Stunden. Die wohl bekanntesten Rennen sind die 24 Stunden von Le Mans in Frankreich und die legendären acht Stunden in Suzuka (Japan). Die Herausforderung bei diesen Rennen besteht darin, die Fahrer, die Crew und die Technik unter Berücksichtigung der Wetterverhältnisse in perfekten Einklang zu bekommen und das bis zur letzten Minute eines 24-Stunden-Rennens.

Sieht man nachts bei einem 24-Stunden-Rennen überhaupt was und schläfst du zwischendurch?

Ich schlafe nie bei solch einem Rennen, ich ruhe höchstens mal ein bisschen nach der Massage. Mit der Sicht ist es bei Geschwindigkeiten über 300 km/h natürlich nicht so besonders toll, aber es reicht aus, um sich orientieren zu können. Das geile ist, dass wir nachts nur rund eineinhalb bis zwei Sekunden langsamer sind als am Tag. Wir sind schon ein bisschen verrückt.

Neigt man in so einer Liga mit Prominenz und Boxenludern nicht manchmal abzuheben?

Ich nicht. Ich weiß genau, wo ich herkomme. Den Rummel zu genießen ist schon mal nicht schlecht, aber man wird sicherlich kein besserer Mensch dadurch. Und wer mich kennt, weiß wie konzentriert ich an der Strecke arbeite. Das ist ein sehr harter Job, bei dem jeder Fehler tödlich sein könnte. Außerdem bin und bleibe ich ein Rennfahrer zum Anfassen. Ich nehme mir immer Zeit für meine Fans, denn die hielten auch schon in schlechten Zeiten zu mir. Der Sport ist kurzlebig. Bringt man die Leistung nicht, ist man weg vom Fenster, egal welche Lorbeeren vorher errungen worden sind.

Was machst du eigentlich beruflich, nur Rennen fahren?

Nein, das wäre zu langweilig. Seit Beendigung meines Studiums vor 3 Jahren, bin ich selbstständig mit einer Handelsvertretung in der Motorradbranche und seit letztem Dezember auch noch zusätzlich einer der drei Geschäftsführer vom X-Park Dresden, Deutschlands größter Funsporthalle im Norden unserer schönen Elbmetropole.

Bleibt da überhaupt noch Zeit für das Privatleben und eine Freundin?

Die Zeit nehme ich mir, das geht schon. Eine genaue berufliche Planung ist da schon wichtig, aber dafür genieße ich die freien Minuten umso mehr. Eine Freundin habe ich derzeit nicht, obwohl es ganz, ganz liebe Menschen in dieser Stadt gibt. An meiner Seite zu leben ist gewiss nicht immer einfach, dafür aber spannend und aufregend zugleich.

Wer sind die wichtigsten Menschen für dich im Leben?

Die Partnerin natürlich, sofern eine da ist. Mein herzallerliebster Bruder Kai und natürlich meine Eltern, die mir immer den Weg für den Motorsport und auch Privat geebnet haben.

Kann man Dich auch mal in Deutschland fahren sehen?

Ja, aber leider nur einmal bei der Speedweek vom 11.-14. August 2005 in Oschersleben, nahe Magdeburg, wo der 24-Stunden-WM-Lauf von Deutschland ausgetragen wird. Ansonsten überträgt Eurosport eine Vielzahl der anderen Läufe im Fernsehen.

Kann eigentlich jeder Rennfahrer werden?

Nein. Man braucht auf alle Fälle das nötige Talent, einen gewissen Grundspeed und absoluten Willen, denn Tiefschläge und Stürze, die kommen werden, schmerzen! Und ohne Geld geht natürlich nichts, also braucht man von Anfang an eine finanzielle Absicherung mittels Sponsoren.

Zum Schluss noch eine Frage, hast Du ein Lebensmotto?

Mehrere. Durch die Einmaligkeit des Lebens die kleinen, aber überaus wertvollen Dinge schätzen, positiv denken, offen für Neues sein und gegen den Strom schwimmen.

Wir bedanken uns für dieses angenehme und aufschlussreiche Interview mit Dir und drücken Dir sportlich, beruflich mit Eurer Halle und natürlich auch privat alle Daumen der Welt.

Webseite von Steve: wvw.racepool.de
Bilder: Hermann Rüger 01 60 / 99 54 14 41