Merengue mit Kniestrümpfen

23.07.2005
Dresdner Stadtleben

Merengue mit Kniestrümpfen

Urlaubsakademie. Dort lernen Männer, wie sie eine gute Figur und ihre Frauen glücklich machen. Widerstand zwecklos.

Ivette Wagner

Schummeln ist nicht! Und trotzdem wurde geflunkert. Carsten Schuschies erschien in der Ausgehuniform. Mit Blümchengirlande um den Hals, gepunkteten Hosenträgern, Kniestrümpfen, die durch die Sandaletten nicht versteckt wurden.

So laufe ich im Urlaub eigentlich nicht herum, sagte der des Schummelns Überführte. Am Strand lässt er Hosenträger und Socken und Kette weg. Aber wir sollten doch unsere schrecklichsten Feriensachen tragen, sagte Schuschies zur Entschuldigung.

Verwirrter Strandläufer

Im Hotel Elbflorenz versuchten gestern Vertreter des Reiseunternehmens L‘tur und von ihnen angeheuerte Experten Männer für die Ferien schick zu machen. Die Ehefrauen und Freundinnen hatten die Herren angemeldet. Da wurde der Blick ins Innenleben der Beziehungen frei. Diana Uschmann warf ihrem Liebsten vor, fast nie Urlaub zu machen. Britt Seyfarth beschwerte sich über ihren Klaus, weil der immer nur Kultur machen wolle und sie bei 30 Grad im Schatten immer hinter ihm herrennen müsse. Carmela Hauch sprach von ihrem Liebsten Carsten - der mit der Ausgehuniform - so: Er läuft immer verwirrt am Strand rum, ich schäme mich ein bisschen für ihn. Das mit dem Tanzen am Abend klappt auch nicht.“

Das war das Zeichen für Tanzlehrerin Kerstin Nebl. Merengue und Disko-Samba hielt sie für die Anwesenden machbar. Der erste Tanz artete zu einem wilden Hüftschwingen aus. Bei den einen ging das locker, bei den anderen verunglückte es zu Schunkelbewegungen. Trotzdem: Anfeuerungsrufe, viel Lob und hochgezogene Mundwinkel bei den urlaubsgestressten Frauen und Freundinnen.

Die eine zischte gar dem Liebsten zu: So tanzt du mit mir sonst nie.“ Andreas Quinque mühte sich redlich, bei ihm hingen die Mundwinkel runter. In seinen kurzen blauen Trainingshosen und dem eng anliegenden Ballermann-Shirt hätte er wohl auch den Preis des Grusel-Outfits erhalten. Doch darum ging es ja gar nicht. Während die Frauen dann endlich ihre Gesichtsbehandlung und einen Cocktail genießen durften, mussten die Männer weiter schuften.

Die richtige Garderobe wurde von zwei Stylistinnen ausgewählt. Ganz bitter nötig hatte das neben den schon Erwähnten wohl Jörg Ockert. Er ist Fußball-Fan. Na gut, aber das stellt keinen wirklichen Grund für eine derartige Therapie dar.

Das Problem ist, dass ich mir erstens auch im Urlaub Spiele anschaue und zweitens, dass ich immer Fußball-Shirts trage.“ Die werden nun nicht mehr im Koffer landen, versprach er seiner Freundin Evelin.

Udo Windschüttel vom hiesigen Wellness Club No. 6 lenkte den Blickwinkel auf die Bauchansätze. Außer zwei Männern hier, haben alle ein Figurproblem“, sagte er. Denen gab Windschüttel Tipps rund um die Ernährung, ein paar Hinweise für Übungen, die auch am Strand nicht für Lacher, sondern für anerkennende Blicke der Weiblichkeit sorgen.

Zu denen die von der Kritik verschont blieben, gehörte Steve Mizera. Der ist eher als Motorrad-Rennfahrer bekannt, scheint aber wohl im Urlaub Defizite aufzuweisen. Ich habe meinen Koffer schon gepackt“, sagte er. Denn Mizera flog am Freitag nach Japan, zum Rennen nach Suzuka, sein erster Ausflug nach Fernost. Die Frau an seiner Seite lächelte immer lieb, doch irgendwie stimmte da was nicht. Meine Freundin hatte keine Zeit, also ist Susi mitgekommen“, verriet Mizera.

Freundin Maria wusste von dem Frauentausch. Nur niemand anders. Also schon wieder geschummelt.