Verkehrssünder rast um WM-Punkte

Freitag, 23.09.2011
Sächsische Zeitung

■ Motorrad

Der Dresdner Steve Mizera fährt am Wochenende in Le Mans. In Dresden droht ihm der Führerscheinentzug.

Von Alexander Hiller und Alexander Schneider
DRESDENSPORT@DD-V.DE

Das war Pech. Während der Dresdner Langstrecken-Pilot Steve Mizera sich in Le Mans auf sein erstes WM-Rennen dieser Saison vorbereitet, ist der 36-jährige dabei, seinen Führerschein zu verlieren.

In Abwesenheit wurde der Krad-Fahrer gestern am Amtsgericht Dresden wegen eines Rotlicht-Verstoßes zu 130 Euro verurteilt. Die Summe ist nicht das Problem für den Handelsvertreter für Fahrrad- und Motorrad-Schutzausrüstungen. Aber die mit der Strafe verknüpften drei Punkte in der Flensburger Verkehrssünder-Kartei.

Auch dort fährt Mizera vorn mit: Nun mit 18 Zählern. Mehr geht nicht ohne spürbare Folgen. Ihm drohen Idiotentest“ und der Entzug seiner Fahrerlaubnis für mindestens ein halbes Jahr. Vor der Verhandlung war selbst Mizeras Anwalt Thomas Kinschewski davon ausgegangen, dass sein Mandant nur“ 14 Punkte mitbringt. Tatsächlich waren es schon 15. Im April wurde Mizera mit dem Handy hinter dem Steuer erwischt, wofür er seinen letzten Zähler kassierte.

Sein Verkehrsregister ist krachend voll: Er kommt seit 2006 auf neun Einträge - viermal wegen Telefonierens während der Fahrt, fünfmal wegen Rasens. Seit gestern ist Mizera nun auch Rotlichtsünder. Er überfuhr vor einem Jahr nachts mitten in Dresden eine rote Ampel. Dummerweise stand im Querverkehr ein Streifenwagen. Die Polizisten hatten selbst Grün und wollten gerade anfahren, als sie Mizeras weißer Citroen-Transporter kreuzte. Die Uniformierten verfolgten und stellten den Rennfahrer. Allerdings gab es auch gestern keinen objektiven Beweis für den Verstoß.

Immerhin: Der Richter hielt nur einen einfachen Rotlichtverstoß (bis zu eine Sekunde Rot) für erwiesen. Doch vorerst kann Steve Mizera auch in der Öffentlichkeit weiterfahren, das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Sein Anwalt kündigte an, die Sache am Oberlandesgericht überprüfen zu lassen.

Der Pilot, der seit Jahren in der Langstrecken-WM mitfährt, gab sich gelassen und fokussiert auf das legendäre 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Das Verfahren lenkt mich nicht ab, es war nur zeitraubend“, sagte Mizera. Der steht womöglich bald vor einer paradoxen Situation: ohne gültigen Führerschein Motorradrennen zu bestreiten. Die Rennlizenz wird davon nicht beeinflusst“, versichert er. Allerdings würde ihm das seine freiberufliche Tätigkeit erschweren.

Wegen der hatte Steve Mizera auch in diesem Jahr seine Rennpläne hintenangestellt. Nun rückt er für das Rennen in Le Mans als dritter Fahrer für Matti Seidel in das deutsche Team penz13.com an die Seite von Christian Bächler (Schweiz) und Matsushita Yoshinari (Japan). Das war bereits vor der Saison so abgesprochen, da gibt es nun keine Eifersüchteleien“, betont Mizera. Der zählt auf der Strecke zwar nicht mehr zu den Schnellsten. Dafür fahre ich jetzt ruhiger und gesetzter.“ Das wäre sicher auch für sein Flensburg-Register forderlich.